„Die Kinder kommen aus der Schule und schmeißen die Ranzen einfach in die Küche. Die stehen dann im Weg rum und dann gibt’s schon mal Mecker“, erzählt Katrin Becker. Die drei Schulranzen gehören ihren Kindern Leo (12), Janne (10) und Lucy (7). Sie wohnen im oberen Geschoss des alten, umgebauten Hofes, in dem Familie Becker in Köln lebt. Unten im Haus liegen die gemütliche Wohnküche, das Wohnzimmer und das Arbeitszimmer der Eltern. Katrin (40) arbeitet als Lehrerin, ihr Ehemann Daniel (41) ist selbständiger Schreiner.
Arbeit, Schule, Hausaufgaben, Sport und Verabredungen ? bei fünf Leuten gibt es eine ganze Menge zu organisieren. Klar, dass hier nicht immer nur Friede, Freude und Eierkuchen auf den Tisch kommen und sich Stress manchmal nicht vermeiden lässt. Aber gemeckert wird nicht nur in Stressphasen. „Zum Nörgeln kann es kommen, wenn ein eigenes Bedürfnis nicht erfüllt ist – zum Beispiel das nach Schlaf, Ordnung, Aktivität oder Ruhe“, erklärt Karoline Trautner, Psychologin aus Köln. Es falle dann manchmal schwer, diesen Zustand zu akzeptieren und man neige dazu, von einer anderen Person zu erwarten, dass sie dieses Bedürfnis erfülle.
„Gerade wenn mich der Autoverkehr auf dem Heimweg nervt, dann passiert es schon, dass ich zu Hause lauter werde“, erzählt Vater Daniel. Und auch Sohn Leo gibt zu, dass es nicht immer ohne Meckern geht: „Wenn ich Hausaufgaben machen möchte und Janne zum Beispiel Lego baut, dann hört er gern Radio. Und das nervt mich dann.“ Normalerweise rennt Leo in solchen Situationen in das Zimmer seines Bruders und beschwert sich. Doch für mindestens eine Woche soll das anders werden. Die Beckers lassen sich auf ein Experiment ein: Sieben Tage lang verzichten sie auf jegliches Meckern und Nörgeln. Statt zu motzen, möchten sie sich freundlich darauf hinweisen, was sie stört und so den Stress reduzieren.