Wer ständig nörgelt, tut eigentlich nichts – und überträgt seine schlechte Stimmung im schlechtesten Fall auf seine Arbeitskollegen. In ihrer Studie „Jammerspiralen in Organisationen. Ansteckung und Bearbeitung“ konnte die Psychologin Simone Kauffeld nachweisen, dass Jammern in Meetings weitere Jammeräußerungen nach sich zieht, während gleichzeitig lösungsorientierte Äußerungen gehemmt werden. Das eigene Jammern wirkt sich also rasch auf das gesamte Team aus. „Die Frage ist, wie tragfähig eine kollektive Opferhaltung ist“, sagt Geißler. „Ich würde sagen: nicht sehr nachhaltig.“
Seinen Ursprung findet ständiges Nörgeln häufig in einer zu hohen Arbeitsauslastung. „Wir leben in einer Gesellschaft, die Zeitmangel sehr positiv bewertet “, erklärt Geißler. „Diejenigen, die keine Zeit haben, sind in unserem Sinne erfolgreich. Wenn ich über Zeitmangel nörgle, signalisiere ich nach außen, wie beschäftigt und wichtig und wertvoll ich bin, und fühle mich dieser Personengruppe damit zugehörig. Und Zugehörigkeit ist eine sehr starke soziale Kraft.“ Eine andere Funktion des Nörgelns sei die, sich gegenüber Mehrarbeit zu schützen.