
Herr Grebin, was bedeutet es, minimalistisch zu wohnen?
Minimalismus ist vom Design her betrachtet die Reduktion von Ornamenten. Das heißt weniger Schnörkel und auffällige Muster, stattdessen mehr gerade Linien. Von dem österreichischen Architekt Adolf Loos stammt der berühmte Vortrag „Ornament als Verbrechen“ aus dem Jahr 1910, einer Zeit, als Jugendstil noch sehr populär war. Mit ihm kam plötzlich eine neue Strömung, die besagte, dass der Mensch nicht vom Ornament abhängig sei. Der Mensch wurde von Altem in der Architektur befreit, Bauhaus ist beispielsweise ein Vertreter der minimalistischen Denkweise.
Wenn wir von außen nach innen wandern: Wie zeigt sich Minimalismus in der Einrichtung?
Alle Objekte werden hier auf ihre Funktion und Nutzerfreundlichkeit reduziert. Das geschieht aber nicht zu Lasten des Designs, sondern nach der Regel: Form follows function. Das heißt: Aus der eigentlichen Funktion entwickelt sich das Design. Bei ornamentalen Möbeln ist dagegen eher das Muster entscheidend.
Was braucht der moderne Mensch zum Wohnen?
Dazu gibt es viele Untersuchungen. Beispielsweise hat das Architekturkollektiv P2 schon in den 60er Jahren skizziert, wie die perfekte Wohnungseinrichtung auf minimaler Fläche in einem Plattenbau aussehen kann. Heute leben viele Menschen auf größeren Grundrissen und wollen dennoch minimalistisch wohnen, obwohl sie eigentlich das Geld dafür hätten, viele Möbel aufzustellen. Mit steigender Bildung wird den Menschen dann auch bewusster, welchen Stellenwert die Einrichtung einnimmt. Da nimmt man nicht mehr nur den IKEA-Katalog zur Hand, sondern wählt die Möbelstücke ganz bewusst aus.